22.11.18
Handwerk oder Kunst?
Ich denke, Fotografen gibt es zweierlei und dazwischen “50 shades of grey”. Meines Empfindens nach gibt es den Handwerker und den Künstler.
Der Handwerker ist der Gesellschaftsfotograf, der auf einer Abschlussfeier jede einzelne Zeugnisübergabe, jedes Händeschütteln und jede Rede ablichtet und am Ende des Abends die Bilder direkt vor Ort verkauft. Der Hochzeitsfotograf ist Handwerk mit einer Prise Kunst. Er macht sich seinen Namen mit seinem technischen Können und seinem eigenem Stil.
Der reine Künstler arbeitet nicht nach Auftrag, sondern stellt in Galerien aus. Er fotografiert, was er will, nicht, was der Kunde von ihm möchte.
Fazit: Künstlertum muss man sich leisten können, wobei ich keiner Seite mehr oder weniger Können zuschreiben möchte.
Und wo sehe ich mich? Ich denke, ich bin eine rationale Künstlerseele, der emotionale Handwerker, also mitten drin (quasi 50% neutralgrau, für die, die den platten Fotografenwitz verstehen). Für mich ging es vom ersten Tag an um alles: perfekte Wahrnehmung des Motivs, perfekte Lichtsetzung, perfekte Gestaltung.
Und am Ende ist all das nur bedingt wichtig, denn ich will mit meinen Bildern berühren. Nicht immer Geigenmusik im Herzen, auch gröhlendes Lachen, Überraschung…die volle Bandbreite. Ein chemischer Prozess: mache aus Farbe und Licht auf Papier ein Gefühl. Fange Emotionen und Stimmungen ein.
Deswegen liebe ich die Tierfotografie. What you see is what you get. Einem Tier kann man immer direkt in die Seele schauen, kein Fake, kein Make-Up, kein krampfhafter Versuch, so gut wie möglich auszusehen. Ich mag das Schlichte darin, das Ehrliche.
Hier ein Schnappschuss von 2008 von meiner alten Hündin. Ich hatte sie aus Misshandlung und sie war zeitlebens ängstlich und scheu. Das sehe ich in diesem Bild. Aber ich sehe auch das Vertrauen in mich. Dieses Foto war eins der Bilder, das mich in Richtung Tierfotografie gebracht hat.
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