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Dem Pferd zuhören

29.12.20

Rückblick und Gedanken: 2020 hatte ich coronabedingt leider nicht so viel Zeit für mein Pferd Jack. Es war ein Jahr, in dem alles auf den Kopf gestellt wurde.

Dieses Jahr war seit 1998 mein erstes Jahr ohne Veranstaltungen. Und es fehlt mir sehr. Der morgendliche Klön mit den Kollegen, Lachen, Freude, neue Orte und altbekannte Gesichter sehen.

Normalerweise verdiene ich mein Geld mit den Veranstaltungen und der Fotografie. Da die Veranstaltungen komplett weggebrochen sind, musste ich zusätzlich zur Fotografie in anderen Bereichen arbeiten.

Dadurch hatte ich leider nicht so viel Zeit für mein Pferd wie in den Jahren davor. Ich sehe es ein wenig als Sabbatjahr in Hinblick auf seine Ausbildung. Aber trotz allem ist mir eins gelungen. Ich habe mein Pferd ein bisschen glücklicher gemacht.

2019 ist unser alter Stallbesitzer unerwartet verstorben, wo Jack sehr happy in seiner Herrenrunde war. Wir mussten sehr schnell einen neuen Stall finden und das war leider am Ende nicht so gut, wie es anfangs den Anschein machte. Jack wurde im Winter krank dort. Ich habe dann mit Muße für die neue Weidesaison etwas anderes gesucht.

Jetzt stehen wir zwar in einem Stall, in dem ich nicht die Möglichkeit habe, ihn in Bezug auf seine Ausbildung auf das Niveau zu bringen, das ich mir mal erhofft habe, aber von der netten Stallgemeinschaft mal abgesehen: er ist glücklich und gesund und strahlt das jeden Tag aus.

Pferd Pferdeportrait Pferdefotografie Bergisches Land

„Die Leute sollten weniger Zeit damit verbringen, ihren Pferden etwas zuzuflüstern, sie sollten es mal damit versuchen, den Pferden zuzuhören.“
America`s Horse Magazine

Dieses Zitat ist mir dabei durch den Kopf gegangen.

Ich finde einige Pferdeflüsterer durchaus sehr gut oder zumindest ihre Ansätze. Und ich bin großer Fan, dass die Pferdewelt sich in den letzten zwanzig Jahren mehr hin zu artgerechter Haltung und Ausbildung entwickelt hat. Und dennoch geht es doch genau darum: dem Pferd zuhören. Vor allem auch deswegen, weil wir das von unseren Tieren ständig erwarten.

In dem Stall, in dem mein Pferd übergangsweise war, sagten sogar Freunde beim Anblick meines Pferdes: „Der sieht aber nicht glücklich aus.“

Ihn jetzt wieder so strahlend zu sehen, macht mich sehr glücklich. Und wenn ich dieses Strahlen bei den Tieren sehe, die ich fotografiere, macht mich das ebenfalls sehr glücklich. Dann vermute ich, diese Tiere haben das große Glück, einen Besitzer zu haben, der sich bemüht, die Sprache des Tieres zu verstehen, der zuhört.

Zuhören ist in meinen Augen eine Tugend, sollten wir alle mehr tun.

Das war’s mit sentimentalem Konsens 2020! Lasst 2021 strahlen und hoffentlich diese verfluchte Pandemie zum Erliegen kommen!

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